Essay
1. Definition
Der Essay ist eine kürzere literarische Abhandlung oder auch ein Aufsatz, worin eine kritische, persönlich gefärbte Meinung zu einem bestimmten Thema zum Ausdruck gebracht wird.
Augenfällig ist ein freierer Sprachstil und auch der Aufbau darf etwas offener gewählt werden – im Vergleich zu einer klassischen wissenschaftlichen Arbeit.
In der Schule werden Essays simpel „Erörterungen“ genannt. Aus subjektiver Sicht wird hier zu einem vorgegebenen Thema Position bezogen. Meist handelt es sich um aktuelle Fragestellungen und Probleme aus dem politischen, gesellschaftlichen Bereich.
Der Essay kann somit als eine Abhandlung zu einem bestimmten Thema bezeichnet werden, das subjektiv analysiert und kritisch betrachtet werden muss.
Essays dürfen subjektiv gefärbt sein, sie haben emotionalen Ausdruck, und das unter dem Deckmantel der Wissenschaft! Der Essay ist quasi unverblümte Kreativität, argumentativ – sprich: rationell-wissenschaftlich verpackt. Ein paradiesisches Vergnügen, sich im Essay-Schreiben zu üben!
2. Vorbereitungsphase zum Schreiben eines Essays
Obwohl man sich zumeist in der Situation befinden wird, dass das Thema vorgegeben ist, so kann es gerade im Zusammenhang mit dem Schreiben eines Essays sein, dass man „freie Themenwahl“ hat. Dann gilt es zunächst sich selbst abzuchecken – „in sich zu gehen“ – und zu prüfen, worüber man schreiben möchte und kann. Welche Thematik drängt sich gerade auf? Worüber möchte ich gerne mehr wissen? Womit möchte ich mich beschäftigen? Habe ich irgendwelche Diskussionen in letzter Zeit geführt, die mich sehr inspirierten? Dies sind nur mögliche Ansatzpunkte, wie man „sein“ Thema findet.
Hilfreich ist es, sich Gedanken zur Problematik zu notieren. Dies erleichtert die folgende Schreibarbeit sehr. Gerne können hierzu Post-its verwendet werden, digital- schnell mal am Smartphone gespeichert oder auch in Papierform. Der Vorteil der gelben Zettelchen liegt vielleicht darin, dass eine anschließende Strukturierung der Gedanken einfacher und rascher von der Hand geht. Man kann so überblicksmäßig seine verschriftlichten Gedanken ordnen, verschieben, erneut anordnen… ein etwas experimenteller Zugang ist hier gefragt.
Digital bieten sich hier v.a. die sogenannten Mindmaps an, um seine Gedanken zu ordnen. Brainstorming und Mindmapping sind Kreativitätstechniken, die bei jeder Schreibarbeit angewendet werden können. Gerne können Sie darüber mehr erfahren in unserem Schreibcoaching
Eine gute Schreibvorbereitung für einen Essay inkludiert auch die Literaturrecherche. Insbesondere gilt es hier die aktuelle Literatur zur Fragestellung überblicksmäßig zu erfassen. Angesichts der relativen Kürze eines Essays bietet es sich hier an, verstärkt in Datenbanken nach relevanten Zeitschriften und Magazinen zu suchen. Die institutskonforme Zitierweise ist auch bei einem Essay bei direkten Zitaten obligat.
3. Formale Aspekte des Essays
Es werden grundsätzlich zwei Arten von Essays unterschieden:
a) ‚opinion essays‘: Der meinungsäußernde Essay verlangt, dass vom Schreibenden eindeutig Stellung bezogen wird. Hier gibt es quasi nur schwarz oder weiß, eine einzige (1) Meinung, die vertreten wird und die den ganzen Essay hindurch beibehalten wird.
b) ‚discursive essay‘: Im diskursiven Essay wird entlang einer Pro-und Contra-Argumentation abgewogen und erörtert und erst im abschließenden Fazit eine subjektive Stellungnahme resumiert.
Formal betrachtet ist der Essay geprägt von seiner relativ offenen Form. Ihm liegt ein einfacher Aufbau mit Absätzen zu Grunde. Von der Länge her umfasst er mindestens drei bis fünf Seiten, kann aber durchaus auch bis zu zehn und mehr Seiten haben. Oftmals ist hier aber die Wortanzahl vorgegeben und nicht der Seitenumfang.
Ein Essay wird aus einer persönlichen Perspektive heraus geschrieben und bevorzugt das aktive Präsens als Zeitform. Die Intention des Essays liegt einerseits darin, den Leser von der eigenen persönlichen Meinung zu überzeugen, ihn aber auch über ein Thema zu informieren und verschiedene Standpunkte gegeneinander abzuwägen (wie dies beim diskursiven Essay geschieht). Trotz der eingeschränkten Sichtweise auf die diskutierte Problematik darf sich der Essay nicht nur auf stark persönlich gefärbte Beispiele verlassen. Es geht darum, den eigenen Standpunkt klar zu formulieren und trotz einer gewissen persönlichen Note und Würze auf der Sachebene zu verbleiben. Ein klarer, logischer Aufbau des Essays ist unumgänglich.
Der Sprachstil darf etwas weniger akademisch anmuten, was aber keinenfalls bedeutet, dass Jargon und eine Ausdrucksweise im Chat-Stil legitim wären. Umgangssprachliche Formulierungen sind ein No-Go.
4. Outline-Aufbau und Gliederung
Die Bestandteile eines Essays sind grundlegend zunächst die Einleitung, Hauptteil, Fazit/Schlussteil.
Die Einleitung wird eine These voranstellen, der Hauptteil Argumente vorbringen und der Schlussteil nimmt nochmals Bezug auf die einleitende These und fasst die wichtigsten Argumente kurz zusammen.
Besonders bei der Einleitung zu einem Essay besteht die Möglichkeit, hier mit direkter Konfrontation in das Thema einzusteigen. Das Interesse des Lesers muss auf jeden Fall gewonnen werden. Dabei ist immer im Hinterkopf zu behalten, dass Überzeugungsarbeit zu leisten ist. Rhetorische Fragen, provozierende Äußerungen in Form eines Zitats, das Voranstellen einer Statistik oder eines prägnanten Beispiels fesseln den Lesern gleich vom ersten Satz weg.
Der Hauptteil besteht aus Absätzen – und nicht wie sonst üblich bei wissenschaftlichen Arbeiten – aus Kapiteln mit mehreren hierarchisch abgestuften Überschriften. Ein guter Richtwert sind drei bis fünf Argumente. Jeder Absatz trägt ein neues, eigenständiges Argument vor, das die persönliche Meinung unterstützt. Wichtig ist es, immer beim Thema zu bleiben und nicht abzuschweifen, eine Gefahr, die aufgrund der emotionalen persönlichen Färbung des Essays leicht übersehen wird. Die Argumente sollen die persönliche Meinung belegen. Solange man sich noch ungeübt fühlt im Schreiben von Essays, macht es Sinn, sich an die unausgesprochene Regel des „topic-sentence“ zu halten: jedes Argument, d.h. jeden Absatz mit einem thematischen Aufhänger als ersten Satz einzuleiten und diesen dann im Absatz abzuhandeln, gerne auch unter Benutzung von Beispielen.
Der Abschluss des Essays, die conclusio, fasst noch einmal die wichtigsten Gedanken des Schriftstücks kurz zusammen. Ein gutes Stilmittel für den Schlussteil ist auch ein möglicher Ausblick auf zukünftige Fragestellungen zur behandelten Thematik. Der Leser kann auch zu neuen Denkweisen motiviert werden. Auch ein kritisches Revue-Passieren des Geschriebenen ist als Abschluss des Essays geeignet.