Projektarbeit
1. Definition
Im Allgemeinen wird unter einer Projektarbeit das selbständige Bearbeiten einer Aufgabenstellung oder eines Problems durch eine Projektgruppe verstanden. Ein derartiges Verständnis von Projektarbeit als Teamarbeit unterliegt strikten Kriterien und innerhalb des Teams gibt es auch einen Projektleiter, dem es obliegt, die Rahmenbedingungen des Projekts festzulegen und zu steuern.
Wenn auch Projektarbeit als Teamarbeit in dieser Form vorwiegend im beruflichen bzw. berufsnahen Forschungskontext (z.B. im Rahmen eines Ph.D.Studiums) auftritt, so greift das Verständnis davon, was definitionsgemäß der Begriff „Projekt“ genau vorgibt, auch auf den rein universitären und sogar schulischen Bereich über.
Es handelt sich um ein Projekt, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
Ein Projekt ist zeitlich befristet, einmalig, hat eine bestimmte Zielvorgabe, verfügt über begrenzte Ressourcen, weist eine projektspezifische Organisationsform auf, ist neuartig und von besonderer Komplexität.
Im wirtschaftlichen Kontext werden die Zielvorgaben vom Unternehmen vorgegeben.
Im wissenschaftlichen Kontext und insbesondere im universitären Bereich ist das augenfälligste Unterscheidungsmerkmal einer Projektarbeit zu anderen schriftlichen Abschlussarbeiten der praktische Fokus. Während herkömmliche Arbeiten wie Bachelorarbeiten und Masterthesen überwiegend reine Literaturarbeiten sind, so wird die Projektarbeit auch an den Universitäten und Schulen oftmals im Team bearbeitet. Die praktische Durchführung einer Aufgabenstellung ist wesentlich. Die dabei verwendeten wissenschaftlichen Methoden sind auszuwählen (z.B. Online-Umfrage). Eine Projektarbeit basiert auf den Grundelementen einer wissenschaftlichen Arbeit und ordnet die gewonnenen Resultate alsdann in den Forschungskontext ein.
Was ist das wesentliche Unterscheidungsmerkmal einer Projektarbeit zu einer anderen schriftlichen Abschlussarbeit bzw. zu einer Hausarbeit?
Im Mittelpunkt einer Projektarbeit steht die praktische, empirische Arbeit, das Projekt, das bearbeitet wird. Die sorgfältige und gewissenhafte Dokumentation der Arbeitsschritte ist unumgänglich. Das Projekt kann auch im Team bearbeitet werden, sodass die Aufgabenteilung auf mehrere Studierende entfällt, sofern dies vom Prüfer/Betreuer genehmigt wird.
Hausarbeit und Projektarbeit sind vom Aufbau her ähnlich, aber die Projektarbeit untersucht eine Thematik praxisbezogen mittels wissenschaftlicher Fragestellungen und Untersuchungsmethodiken.
2. Entwicklungsphasen einer Projektarbeit
Die Projektarbeit lässt sich in vier Teilbereiche untergliedern:
a) Themenfindung/Projektformulierung
b) Projektphase: die für die Projektarbeit geeignete Methodik ist zu wählen.
c) Schreibarbeit: erst jetzt geht es ans Schreiben, wobei darauf zu achten ist, das Untersuchungsziel nicht aus den Augen zu verlieren,
d) Präsentation: abschließend werden die Ergebnisse mündlich und/oder schriftlich präsentiert.
2.a) Die Themenfindung ist besonders bei einer Projektarbeit wesentlich und kann durchaus zur Herausforderung werden. Wird die Projektarbeit im Team bewerkstelligt, so gibt es zusätzlich noch zur eigenen, persönlichen Organisation die Aufgabe der Koordination. Zwischenmenschliche Komplikationen sind beim Zusammenarbeiten unterschiedlichster Lerntypen, sprich von unterschiedlichen Charakteren, sehr oft hinderlich und blockieren den Fortgang der Arbeit. Die Wahl des Betreuers, dessen Expertise, kann hier sehr motivierenden Input bringen. Grundsätzlich gilt, dass eine sehr gute Planung des Projekts im Vorfeld hier fast noch wichtiger ist als bei herkömmlichen größeren Schreibarbeiten.
3. Wissenschaftliche empirische Untersuchungsmethoden einer Projektarbeit
a) Qualitative Forschung bei der Projektarbeit:
Es werden nicht-standardisierte Daten erhoben und ausgewertet.
b) Quantitative Forschung für die Projektarbeit
Es werden standardisierte Daten erhoben und ausgewertet. Mit diesen Daten kann eine Statistik erstellt werden und dies erlaubt es, vergleichende Forschung zu betreiben.
c) Empirische Forschung bei der Projektarbeit
Die Methoden der empirischen Forschung sind besonders dazu geeignet, die Meinung und Einstellungen („mindset“) einer Zielgruppe zu einer bestimmten Problematik zu untersuchen. Die Datenerhebungen für empirische Forschungen verlangt einiges an Planung im Vorfeld und sie unterliegen einem konkreten Ablauf. Die anschließende Datenanalyse ergibt das Ergebnis hinsichtlich des untersuchten Problems.
d) Leitfadeninterview für die Projektarbeit
Das Leitfadeninterview ist der qualitativen Forschung zugehörig und eignet sich sehr für eine Projektarbeit. Diese Form des Interviews ist offen und flexibel. Aufgrund des vorgefertigten Leitfadens („Gesprächsleitfaden“), der auf einer wissenschaftsbasierten Fragestellung beruhen sollte, ist eine gute Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Interviews gegeben. Der Informationsgehalt ist je nach Fragestellung hoch und dicht.
e) Das Experteninterview für die Projektarbeit
Einen Experten bzw. eine Expertin hinsichtlich des Themas der Projektarbeit zu befragen, ist besonders interessant und kann einen ganz neuen Blickwinkel auf die behandelte Thematik werfen. Um hier wirklich aus der Situation zu profitieren, ist es unabdingbar, sich gut auf das Experteninterview vorzubereiten, um einen gewissen Tiefgang im Gespräch erzielen zu können.
f) Transkribieren für die Projektarbeit
Im Rahmen eines Interviews ergeben sich Audiodateien, die transkribiert werden müssen. Die Umwandlung von Sprache zu Text kann bei wenig Datenmaterial noch manuell vorgenommen werden, bei größeren Mengen (z.B. Befragung von Personengruppen mittels eines Leitfadeninterviews) wird man eine Software hierfür verwenden, ein Transkriptionsprogramm.
Das Transkribieren selbst unterliegt Regeln. So kann es auch wichtig sein, die nonverbalen Gesten und Mimik sowie Räuspern dgl. schriftlich festzuhalten.
g) Online-Umfrage erstellen – Guide für die Projektarbeit
Hierbei handelt es sich um eine Befragung von Personengruppen zu einem bestimmten ausgewählten Thema, wobei Hypothesen verifiziert oder falsifiziert werden sollen. Als wichtiges Tool der empirischen Forschung sind Online-Umfragen der qualitativen Forschung zuzuzählen. Besonders gerne wird diese Methode zur Generierung von Statistiken in pädagogisch-psychologischen-sozialwissenschaftlichen Studienrichtungen angewendet. Umfragen mit Fragebögen, unabhängig davon ob online oder mittlerweile unüblich analog, werden dabei differenziert in fakten-, wissens- oder erkenntnisorientierte Umfragen.
4. Aufbau – Gliederung einer Projektarbeit
Die übliche Gliederung einer schriftlichen Arbeit besitzt auch für eine Projektarbeit Gültigkeit: Einleitung, Hauptteil, Schluss. Besonderes Augenmerk wird der Prüfer auf die Einleitung und das abschließende Fazit legen.
Die Einleitung muss die Forschungsfrage klar formulieren, soll zum Thema hinführen und die Ausgangssituation beschreiben. Die Ziele der Projektarbeit werden bereits in der Einleitung genannt. Es empfiehlt sich, die Einleitung erst nach Fertigstellung der Arbeit zu schreiben. Schreiben ist nicht nur ein individueller Vorgang. Besonders das akademische Schreiben – im Unterschied zum gelockerten Schreibstil im kreativen Schreibprozess – obliegt recht starren, wenn auch interpretationsfähigen Normen und Regelungen. So birgt eine Einleitung zu einer wissenschaftlichen Arbeit drei Kernaspekte: die Relevanz des Themas muss offengelegt werden (Warum ist die Beschäftigung mit dem Thema wichtig?), die Forschungsfrage muss klar und verständlich ausformuliert werden sowie die Vorgangsweise der Untersuchungen, die Methodik muss dargelegt werden (Wie will man Ergebnisse gewinnen, welche Methode kommt hier zum Einsatz und warum?)
Es gilt, die Forschungsfrage in den Forschungskontext einzubetten. Die erwarteten Ergebnisse, das heißt der zunächst hypothetische Erkenntnisgewinn des Projekts soll der Leserschaft nahegebracht werden. In der Einleitung muss ebenso begründet werden, warum das Thema genau auf den untersuchten Rahmen eingegrenzt wurde. Phrasen wie: „…würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen…“ sollten vermieden werden. Es muss begründet werden, wie und warum das Thema genau um diesen Fokus zentriert wurde. Ein beliebter Fehler in der Einleitung ist es auch zu schreiben, dass man aus „persönlichem Interesse“ dieses Thema gewählt hat. Auch wenn dem so sein mag, so hat der Ausdruck von persönlichen Interessen in einer wissenschaftlichen Arbeit nichts verloren. Es gilt, die Sachebene zu wahren und zu begründen. Ein Überblick über die Gesamtarbeit ist ebenfalls am Ende der Einleitung zu geben und auch hier gibt es Fallstricke: denn damit ist nicht die Nacherzählung des Inhaltsverzeichnisses gemeint.
Die Einleitung gilt als der am schwierigsten zu schreibendem Teil.